Die HR-Welt befindet sich im Wandel. Unternehmen, die heute auf Vielfalt und Inklusion setzen, sichern sich die innovativen und erfolgreichen Teams von morgen. Im Vorfeld unseres Webinars am 6. Mai haben wir mit Marcel Bachert von HR Heroes gesprochen. Sie teilen ihre Leidenschaft für modernes Personalmanagement und ihre Mission, Quereinsteiger:innen praxisnah und digital zu HR-Profis auszubilden.
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Wie bist du selbst zu HRHeroes gekommen? Und was hat dich an der Mission oder am Ansatz besonders gereizt?
Marcel:
Ich brenne schon immer für das Thema Personalwesen und liebe es, mein Wissen zu teilen und andere für HR zu begeistern. Besonders reizvoll fand ich bei HRHeroes die Möglichkeit, Vermittler zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden auszubildenden, die sowohl soziale als auch wirtschaftliche Bedürfnisse in Einklang bringen können. Über LinkedIn bin ich auf HRHeroes aufmerksam geworden – die Mission, Quereinsteiger:innen praxisnah und digital für die HR-Welt fit zu machen, hat sofort mein Interesse geweckt. Seit knapp zwei Jahren habe ich nun schon rund 60 Menschen auf ihrem Weg ins Personalwesen begleitet und finde es großartig, mit und für Menschen zu arbeiten und gemeinsam echte Veränderungen zu bewirken.
Was ist die zentrale Mission von HRHeroes und warum braucht es sie gerade jetzt in der HR-Welt?
Marcel:
Die Mission von HRHeroes ist es, Quereinsteiger:innen praxisnah und digital zu modernen HR-Profis auszubilden, die Personalmanagement aktiv mitgestalten. Gerade jetzt braucht es uns, weil der Wandel in der Arbeitswelt neue Kompetenzen verlangt: Digitalisierung, Fachkräftemangel und veränderte Erwartungen an HR fordern innovative Lösungen. Wir bieten eine Weiterbildung, die Menschen befähigt, diese Herausforderungen strategisch, menschlich und zukunftsorientiert anzugehen.
Inklusives Recruiting – warum ist das aus deiner Sicht ein unverzichtbares Thema für moderne Unternehmen?
Marcel:
Inklusives Recruiting ist heute kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein klarer Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die Vielfalt und Inklusion im Recruiting ernst nehmen, erschließen sich einen deutlich größeren Talentpool und profitieren von innovativeren, leistungsfähigeren Teams. Studien zeigen, dass diverse Teams kreativer sind, bessere Lösungen finden und insgesamt erfolgreicher arbeiten. Außerdem erwarten viele Bewerber:innen, gerade aus der Generation Z, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und ein inklusives Arbeitsumfeld bieten. Wer das nicht bietet, verliert Talente an die Konkurrenz.
Welche typischen Herausforderungen begegnen euch bei Unternehmen, die inklusiver rekrutieren möchten?
Marcel:
Die größten Hürden liegen oft in den Köpfen – unbewusste Vorurteile, fehlende Sensibilisierung und Unsicherheit im Umgang mit Diversität. Viele Unternehmen unterschätzen, wie tief verwurzelt Bias in Entscheidungsprozessen ist. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen: Prozesse sind nicht auf Inklusion ausgelegt, Stellenanzeigen sprechen nicht alle Zielgruppen an, und es fehlen Daten, um den Status quo zu messen. Auch die Unternehmensführung muss hinter dem Thema stehen, sonst bleibt es bei Einzelmaßnahme.
Das macht deutlich, wie eng inklusives Recruiting mit Unternehmenskultur und klaren Strukturen verknüpft ist. Welche Ansätze, Methoden oder Tools haben sich aus deiner Sicht besonders bewährt, um mehr Inklusion im Recruiting zu erreichen?
Marcel:
Sehr wirksam sind strukturierte und objektive Auswahlprozesse, etwa durch standardisierte Interviews oder Bewertungsbögen. Blind Hiring, also das Entfernen persönlicher Daten aus Bewerbungen, reduziert nachweislich die Wirkung von Stereotypen. Workshops und Trainings zu Diversity und Unconscious Bias sind ebenfalls zentral – insbesondere für Führungskräfte. Technisch unterstützen KI-basierte Tools, die Bewerberprofile objektiv analysieren, und Chatbots, die den Zugang zum Bewerbungsprozess erleichtern. Wichtig ist aber immer: Technik ersetzt nicht das Bewusstsein für Inklusion, sondern unterstützt den Menschen.
Deine Erfahrungen zeigen klar: Ohne strukturierte Prozesse und Bewusstseinsbildung bleibt Inklusion oft Theorie. Besonders der Hinweis, dass Technik den Menschen unterstützt, aber nicht ersetzt, ist zentral. Wie können Unternehmen unbewusste Bias im Einstellungsprozess erkennen und abbauen?
Marcel:
Der erste Schritt ist immer die Sensibilisierung: Mitarbeitende müssen ihre eigenen Denkmuster reflektieren, zum Beispiel mit Tools wie dem Implicit Association Test (IAT). Strukturiertes Feedback, kollegiale Fallbesprechungen und regelmäßige Trainings helfen, blinde Flecken aufzudecken. Blind Hiring ist ein effektives Mittel, um Bias in der Vorauswahl zu reduzieren. Wichtig ist, dass der gesamte Prozess – von der Stellenanzeige bis zum Interview – möglichst objektiv und transparent gestaltet wird. Auch die Nachbereitung, etwa durch Auswertung von Einstellungsentscheidungen, ist entscheidend.
Was muss sich deiner Meinung nach auch intern im Unternehmen verändern, damit inklusives und nachhaltiges Recruiting wirklich gelebt wird?
Marcel:
Inklusion muss Teil der Unternehmenskultur werden – das heißt, Werte wie Respekt, Offenheit und Chancengleichheit müssen im Alltag gelebt werden, nicht nur im Recruiting. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle: Sie müssen das Thema vorleben, fördern und in Entscheidungen einbeziehen. Prozesse und Policies sollten regelmäßig überprüft und angepasst werden. Es braucht klare Ansprechpersonen für Diversity, transparente Kommunikationswege und die Einbindung aller Mitarbeitenden, damit Inklusion nicht als „HR-Thema“ abgetan wird.
Welche Rolle spielt Datenanalyse im Kontext von inklusivem Recruiting, und wie lässt sich dieser Ansatz sinnvoll umsetzen?
Marcel:
Daten sind der Schlüssel, um Fortschritte messbar zu machen und blinde Flecken zu erkennen. Mit datenbasierter Analyse können Unternehmen nachvollziehen, wie divers der Bewerberpool ist, wo im Prozess Kandidat:innen ausscheiden und wie sich Maßnahmen auswirken. KI-gestützte Analysen ermöglichen es, Muster und Diskrepanzen frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Wichtig ist dabei, Datenschutz und ethische Standards einzuhalten und die Ergebnisse transparent zu kommunizieren.
Daten schaffen eine wichtige Grundlage, um Fortschritte sichtbar und steuerbar zu machen. Gerade im Kontext datenbasierter Prozesse stellt sich die Frage: Wo siehst du die größten Chancen, aber auch Risiken, beim Einsatz von KI-gestützten Tools im Recruiting?
Marcel:
Die größten Chancen liegen in der Objektivierung: KI kann große Datenmengen analysieren, Muster erkennen und so helfen, unbewusste Vorurteile zu minimieren. Sie ermöglicht eine faire Vorauswahl und verschafft Recruitern mehr Zeit für die persönliche Interaktion. Risiken bestehen vor allem dann, wenn die Algorithmen mit verzerrten Daten trainiert werden – dann reproduzieren sie bestehende Diskriminierung. Daher ist es essenziell, KI-Tools regelmäßig zu überprüfen, transparent zu machen und menschliche Kontrolle zu behalten. Die Kombination aus KI und menschlichem Recruiting ist der Schlüssel zu mehr Inklusion.
Wenn du einen Blick in die Zukunft wirfst: Wie wird sich inklusives Recruiting im digitalen Zeitalter weiterentwickeln?
Marcel:
Inklusives Recruiting wird noch datengetriebener und digitaler werden. KI und Automatisierung werden Standard, aber der Mensch bleibt im Mittelpunkt – gerade, wenn es um Empathie und kulturelle Passung geht. Unternehmen werden gezielter auf Diversität achten, weil sie wissen, dass es sich wirtschaftlich und gesellschaftlich lohnt. Transparenz, ethische Standards und kontinuierliche Weiterbildung werden entscheidend sein. Letztlich wird sich die Rolle von Recruitern wandeln: Weg vom „Bewerberfilter“ hin zum Gestalter einer inklusiven Unternehmenskultur.
Die Kombination aus technologischer Innovation und menschlicher Nähe wird das Recruiting nachhaltig prägen und entscheidend weiterentwickeln.
Wir bedanken uns ganz herzlich für das ausführliche Interview und die vielen spannenden Einblicke in eure Arbeit und eure Vision.
Wir freuen uns sehr darauf, diese Themen gemeinsam im Rahmen unseres Webinars am 6. Mai weiter zu vertiefen und noch mehr Menschen für eine nachhaltige Veränderung in der HR-Welt zu begeistern.